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Ungefähr drei Wochen ist es her, dass wir unseren Kater Mogli in die Tierklinik bringen mussten und ihn mit der Diagnose Katzendiabetes zurückbekommen haben. Seither versuchen wir, die Krankheit zu verstehen und alles richtig zu machen. Und das ist gar nicht so einfach: Alle zwölf Stunden Insulin spritzen und Blutzuckerprofile erstellen sind tatsächlich nur die Spitze des Eisberges, die man anfangs sieht.

Schnell ist man mittendrin im Fragendschungel: Wie oft misst man Blutzucker? Welches Blutzuckermess-Gerät soll man kaufen? Lanzetten oder Stechhilfe? Diabetes-Diätfutter oder normales Futter? Was ist der Unterschied zwischen den Insulinsorten? Wie oft darf die Diabetes-Katze fressen? Was sind normale Blutzuckerwerte? Was ist der Fruktosaminwert, von dem immer alle reden? Was tun, wenn die Katze nach der Mahlzeit erbricht und Unterzucker droht?

Tatsächlich sind dies nur einige Fragen – es gibt noch viele mehr, die uns beschäftigen. Man fragt die Tierärzte. Man liest in Foren. Man bekommt Feedback von Betroffenen. All diese Informationen muss man für sich ordnen und versuchen, sich sein eigenes Bild machen. Einen Weg finden, wieder in den Alltag zu kommen. Einen Alltag, in dem man die Angst ablegt, das Falsche zu tun. Eine echte Herausforderung. Auf dem Weg dorthin habe ich ein Buch gefunden, dessen Titel recht passend gewählt ist:

Hilfe, meine Katze hat Diabetes! von Inge Pflüger.

Ein begleitender Ratgeber für Diabeteskatzenhalter

hilfe-meine-katze-hat-diabetes-2Das Buch Hilfe, meine Katze hat Diabetes! ist ein Ratgeber von einer Betroffenen für Betroffene. Die Autorin Inge Pflüger schreibt aus eigener Erfahrung. Sie weiß, wie sich Katzenhalter fühlen, wenn sie mit der Diagnose Diabetes konfrontiert werden. Ihr Ziel ist es, das komplexe Thema Katzendiabetes einfach und verständlich zu erklären. Sie will Mut machen, sich einzufinden und gemeinsam mit dem Tier durch die Krankheit zu gehen und noch viele schöne Jahre miteinander zu verbringen.

Wichtig zu wissen: Das Buch wurde von Tierärzten auf tiermedizinische Fehler geprüft und korrigiert. Das Vorwort ist von Tierärztin Dr. med. vet. Karen Bensinger aus Ingersheim verfasst und enthält eine eindeutige Empfehlung:

Als Tierärztin begrüße ich den vorliegenden Ratgeber „Hilfe, meine Katze hat Diabetes!“ sehr, denn es wird uns Tierärzten die Möglichkeit gegeben, den überforderten Tierhaltern erkrankter Katzen eine für den Laien verständliche Nachschlagebroschüre mit nach Hause zu geben, in der sie in aller Ruhe, stressfrei und so oft es nötig ist, nachlesen können.“

Grundlagen und Erfahrungen

Bevor es ins Detail geht, startet das Buch mit einer Einleitung, die den Leser an die Hand nimmt: Von dem Gefühl, dass einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird bis hin zum „Sie schaffen das!“. Es folgt eine Krankheitserklärung, die einfach und sehr verständlich beschreibt, was Katzendiabetes ist und was die Aufgabe von Insulin im Körper ist. Es folgt der „kleine Pieks“ – das Messen des Blutzuckers. Für uns ist das Messen aktuell noch der blanke Horror: Das dünne Öhrchen unseres Katers zu malträtieren, bis man einen ordentlichen Blutstropfen hat, der reicht, um den Wert zu bestimmen. Furchtbar. Das weiß auch die Autorin und macht Mut.

Immer wieder muss man schmunzeln, denn es werden Situationen beschrieben, die eben passieren: „…es ist vollkommen normal, dass man tatsächlich so blöd ist und sich mit der Stechhilfe, der Injektionsnadel oder der Insulinspritze selbst verletzt! … Ich habe alle Varianten durchprobiert …“ Und die damit verbundenen Ängste: „Eine Stunde lang war ich der festen Überzeugung, ich habe jetzt den kleinen Tropfen Insulin, der meist in der Spritze verbleibt, im Finger und falle gleich in den Unterzucker. … Mir war ganz komisch zumute und ich war fest davon überzeugt, dass es die Insulinwirkung ist, bis ich mir endlich klarmachen konnte, dass es lediglich meine Angst ist, die die weichen Knie verursacht hat.“

(Randnotiz: Ich habe mich auch schon an der Spritze gestochen, um danach entsetzt festzustellen, dass wir kein Desinfektionsspray mehr im Haus hatten.)

Diese persönlichen Einschübe sorgen dafür, dass man das Buch gerne liest, obwohl das Thema mit seinen Unterpunkten keine ganz leichte Kost ist: Die Erklärung der unterschiedlichen Insulinsorten, das Spritzen, Unterzucker, der Somogyi-Effekt, Ketone und Ketose, Erkrankungen mit Diabeteseinfluss und vieles mehr.

Fazit: Danke für dieses Buch!

Für mich ist das Buch Hilfe, meine Katze hat Diabetes! eine sehr gute Investition gewesen. Für Neulinge bietet es meines Erachtens einen guten Überblick und Einstieg in das Thema Katzendiabetes. Ich habe mich in Katzendiabetes-Foren anfangs verloren und überfordert gefühlt. Den Tierärzten habe ich nicht mehr richtig glauben können. Irgendwie war ich überinformiert und dennoch informationslos. Der Ratgeber hat mir geholfen, alle Basis-Informationen für mich zu sortieren, um jetzt im nächsten Schritt tiefer einzusteigen, in Foren zu lesen und dann (hoffentlich) den Tierärzten die richtigen Fragen zu stellen. Alle Themen sind verständlich geschrieben, so dass ich nach der Lektüre deutlich besser verstehe, was im Körper unseres Katers vor sich geht. Es bleibt nicht mehr zu sagen, außer: Danke für dieses Buch!

Hilfe, meine Katze hat Diabetes!
Inge Pflüger
Kema Verlag
ISBN 978-3933489173
17,90 € bei amazon.de

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Ich bin Nicole. Bei revvet.de schreibe ich über unsere Mitbewohner auf vier Pfoten: Die beiden Katzen Shiva & Mogli und Zwergkaninchen Frodo. Was auch immer mir im Zusammenleben mit unseren Tieren interessant erscheint, findet hier seinen Platz. Kontakt über G+
2 KOMMENTARE
  1. Ihr tut mir echt leid! Ich stelle es mir auch sehr schwierig vor, die eigene Katze stechen zu müssen. Läßt Mogli sich das denn gefallen? Elvis ist ja schon beim Tabletten einnehmen extrem unkooperativ. Spritzen ginge gar nicht.

    Alles Gute weiterhin und liebe Grüße

    Bärbel

  2. Hallo Bärbel, ach naja: Es hängt ein bisschen davon ab, wie man sich anstellt. Wenn alles schnell geht, macht er gut mit. Auch, wenn er nicht begeistert ist. Ich glaube, er weiß genau, dass es einen Grund hat, warum wir das machen. Wenn er will, kann er nämlich auch ganz schön unkooperativ sein. Das Spritzen klappt mittlerweile wirklich gut! Die Injektionsnadel ist so dünn, man merkt sie kaum. Ich weiß das so genau, weil ich mich ja schon daran gestochen habe. 😉 Was uns aber wirklich noch schwer fällt, ist die Blutzuckermessung. Die ersten Male haben wir den armen Kerl schon arg gestresst, bis wir eine ausreichende Menge an Blut hatten. Aber es kann nur besser werden und bekanntlich wächst man ja an seinen Herausforderungen! 🙂 Liebe Grüße an euch und euren kleinen Zahnpatienten, Nicole

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