Gestern waren wir in einem Mäusezirkus. Eigentlich habe ich ziemlich genau gewusst, dass mir das nicht gefallen wird. Und eigentlich finde ich es auch nicht richtig, für solch einen Mäusezirkus Geld zu bezahlen und die Betreiber somit zu unterstützen. Dennoch wollte ich wissen, wie ein Mäusezirkus von innen aussieht und vor allem, wie es den Tieren geht. Und leider wurden meine Erwartungen bestätigt. Es hat mir nicht gefallen, überhaupt nicht.
Herein in unseren Zirkus
Für zwei Euro pro Person durften wir den Mäusezirkus betreten. Angepriesen wurden 300 Mäuse, die freiwillig ihr artistisches Können unter Beweis stellen. Betritt man solch einen Wagen, wird man zunächst von einem durchdringenden Ammoniakgeruch begrüßt. Klar, wo 300 Mäuse auf engem Raum ihren Urin hinterlassen, bleibt der Geruch nicht aus. Ich weiß nicht genau, was ich vom Mäusezirkus erwartet habe. Aber das Bild hat mich erschreckt. Hinter einer Glasscheibe saßen die Mäuse, viele Mäuse. Es gab zwei Gehege, die voneinander getrennt waren. Vielleicht (hoffentlich) nach Geschlecht. Die Anzahl von noch recht kleinen Mäusen deutet aber eher auf das Gegenteil hin. Die „Manege“ der kleinen Tierchen bestand aus einer Vielzahl von Playmobil-Spielzeugen und Laufrädern. Und hier tummelten sich die kleinen „Artisten“. Vorzugsweise in Playmobil-Eisenbahnwagons oder in einem „Prinzessinnen-Turm“, zu Dutzenden hockten die kleinen Tierchen in diesen engen Unterschlüpfen. Kein Wunder, denn tatsächliche Häuschen oder Rückzugsmöglichkeiten gab es nicht. Wäre ja auch doof, wenn die Besucher, den Mäusezirkus nicht anschauen könnten, weil die Protagonisten sich in Verstecken aufhalten würden. Dass Plastikspielzeug sicher nicht zur artgerechten Haltung von Mäusen gehört, muss ich vermutlich nicht sagen.
Vorhang auf für die Mäuse-Artisten
Am meisten erschrocken hat mich das Verhalten der Mäuse. Wie wahnsinnig wuselten die kleinen Tierchen hin und her. Immer mit der Nase nach oben schnüffelnd, hin und her. Einige Mäuse hatten kahle Stellen am Rücken. Ich möchte niemanden etwas Böses unterstellen, aber mir drängt sich die Frage auf, wie viele der kleinen Artisten wohl vor der Öffnung des Geschäftes tot aus dem Gehege geholt werden. Der Verlust wäre für den Veranstalter wohl zu verschmerzen. Immerhin vermehren sich die kleinen Tierchen in einer rasenden Geschwindigkeit und bei 300 Tieren hat man schnell wieder seine „Artisten-Gruppe“ aufgestockt.
Werfen Sie in unserem Video einen Blick auf die „Artisten“ und machen Sie sich Ihre eigene Meinung vom Mäusezirkus:
Die Gehege machten einen sauberen Eindruck, allerdings hätten sie ein bisschen mehr Einstreu vertragen können. Gerade eben so mit einer Streuschicht bedeckt, liegt die Vermutung nahe, dass weniger Einstreu mit weniger Aufwand und weniger Kosten verbunden ist. Damit die Tiere noch schneller durch die Gegend wuseln, wird immer wieder Futter von oben durch eine Öffnung in die Gehege geworfen. Das Futter sah stark nach Getreidebrocken aus. Um das Futter wurde dann gekämpft. Frei nach dem Motto „Survival of the Fittest“ rissen sich die Mäuschen gegenseitig die Futterstücke aus den Pfoten.
Neben den Scheiben, die für die Mäuse vermutlich recht irritierend sind, waren rings um das Gehege Spiegel angebracht (vermutlich um die „Manage“ und die Anzahl der „Artisten“ nach mehr aussehen zu lassen). Ich könnte mir vorstellen, dass auch das die Tiere irritiert. Von oben mit Lampen beleuchtet, klopfende Kinderhände an den Scheiben, aufgeregte Stimmen vor der Glasscheibe… Ob so ein entspanntes Mäuseleben aussieht? Ich glaube nicht.
Der Besuch im Mäusezirkus war mal wieder einer der Momente, in denen ich mich fragte, was die Spezies Mensch sich eigentlich einbildet. Dafür, dass wir uns für intelligente Lebewesen halten, sollten wir wirklich intelligenter sein.
Im Folgenden möchten wir unsere Eindrücke mit Fotos unterstreichen und Ihnen abraten, solch einen Mäusezirkus zu besuchen. So lange Menschen bereit sind, für solch eine „Attraktion“ Geld zu bezahlen, wird es weiter verhaltensgestörte Mäuse geben, die in einem Mäusezirkus ihr Leben fristen müssen, bis sie endlich sterben und Platz für neue Mäuse machen. Traurig.