TEILEN

Ein Umzug mit Katzen innerhalb einer Stadt bedarf schon einiger Vorbereitung. Was aber, wenn man die Stadt wechselt, zum Beispiel von München nach Hamburg? Dann braucht man eine noch bessere Vorbereitung. Wir haben unseren Katzen ganz schön was zu gemutet: 2011 sind wir mit ihnen von München nach Hamburg gezogen und ein Jahr später wieder zurück. Hier unser Erfahrungsbericht.

Vorbereitung: Autofahrt mit Katzen

Zwischen München und Hamburg liegen etwa 800 Kilometer. Mit dem Auto ist das eine ganz schöne Strecke, wenn man bedenkt, dass unsere beiden Katzen Mogli und Shiva schon auf der zehnminütigen Fahrt zum Tierarzt quengeln, was das Zeug hält. Uns haben im Vorfeld einige Fragen beschäftigt: Was, wenn eines der Tiere mal „muss“? Packt man die Katzentoilette mit in das Auto? Wie lange kann eine Katze eigentlich ihre Bedürfnisse „anhalten“? Lässt man vom Tierarzt vor der Fahrt eine Beruhigungsspritze geben? Gibt man während der Fahrt etwas zu fressen und zu trinken? Werden sie gar verhungern, wenn sie nichts bekommen? Sollen die Katzen in eine Transportbox oder lässt man sie im Auto aus der Box raus?

Deutschland

Tipps für lange Autofahrten mit Katzen

Fragen über Fragen, die wir kurzerhand unserer Tierärztin stellten. Ihre Empfehlungen ließen uns um einiges entspannter in Richtung Umzug blicken:

  1. Die Katzen sollten während der Autofahrt in den Transportboxen bleiben. Sie frei im Auto laufen zu lassen, ist einfach zu gefährlich. Zum einen könnten sie bei einer Vollbremsung zu gefährlichen Wurfgeschossen werden und zum anderen wäre es auch nicht förderlich, wenn sie dem Fahrer ins Lenkrad springen oder ähnliches.
  2. Unsere Tierärztin hat uns im Gespräch die Sorge genommen, dass wir ein Katzenklo für die Fahrt benötigen. Katzen können relativ lange „aushalten“, so dass die Fahrt von München nach Hamburg im Normalfall ohne Katzenklo machbar ist.
  3. Wichtig ist nur, dass die Katzen vor der Fahrt nichts zu fressen bekommen. Das löst gleichzeitig das Problem, dass auch Katzen unter Reiseübelkeit leiden und sich erbrechen können. Wasser sollte man allerdings vor der Fahrt noch einmal anbieten.
  4. Von einer Beruhigungsspritze vor der Fahrt hat unsere Tierärztin uns abgeraten. Zum einen ist dies nicht notwendig und zum anderen hätte es Probleme geben können, falls eine der Katzen das gespritzte Mittel nicht verträgt. Mitten auf der Autobahn zwischen München und Hamburg einen helfenden Tierarzt finden, ist schwierig.
  5. Wer denkt, er könnte den Katzen vor der Autofahrt Baldrian geben, das auf uns eine beruhigende Wirkung hat und auch bei Hunden hilft, dem sei gesagt: Baldrian ist nicht geeignet, da die Heilpflanze auf Katzen nicht beruhigend sondern im Gegenteil anregend wirkt.
  6. Als Alternative hat unsere Tierärztin uns Pheromone von Feliway empfohlen. Diese gibt es auch als Travel-Variante für den Transport. Das Spray wird eine halbe Stunde vor der Fahrt in die Ecken der Transportbox gesprüht und soll beruhigend auf die Katzen wirken. Wir haben uns allerdings dagegen entschieden.

Der Umzugstag

Nachdem wir uns also gut vorbereitet fühlten, Antworten auf alle Fragen gefunden waren und all unsere Habseligkeiten in Kartons verstaut waren, konnte der Umzugstag kommen.

Um zu vermeiden, dass Mogli und Shiva den Möbelpackern im Weg herumlaufen oder aus der Wohnung huschen, habe ich ein Katzenklo in der Küche (der einzige Raum, in dem noch Möbel waren) aufgestellt und die Katzen hier zusammen mit mir eingesperrt. Natürlich hat ihnen das überhaupt nicht gefallen und sie standen abwechselnd miauend und kratzend an der Tür. Aber es nützte nichts. Nach Rücksprache mit unserer Tierärztin haben die Katzen das letzte Mal morgens etwas zu fressen bekommen. Die Umzugsfahrt mit den Katzen war für abends geplant.

Nachdem alle Möbel und Kartons im Umzugswagen verstaut und die letzten Ecken gesaugt waren, war es soweit: Mogli und Shiva mussten in ihre Transportboxen. Begeistert waren sie nicht, aber die Aussicht auf eine leere Wohnung ließ sie doch mehr oder weniger freiwillig in den Boxen Platz nehmen. Im Auto machte Mogli relativ schnell darauf aufmerksam, dass er mit seiner Situation alles andere als zufrieden war. Er miaute und beschwerte sich, so laut er konnte. Es nützte nichts: vor uns lagen etwa 800 Kilometer. Wir haben uns dazu entschieden nachts zu fahren, um die Fahrt schnellstmöglich und staufrei hinter uns zu bringen. Irgendwann war Mogli müde vom Quengeln oder er verstand, dass es sinnlos war. Auf jeden Fall fügte er sich in sein Schicksal. Ruhe. Endlich. Etwa 300 km vorm Ziel machte die sonst so geduldige Shiva darauf aufmerksam, dass sie keine Lust mehr hatte. Sie miaute und miaute und miaute. Das tat sie, bis wir unser Ziel erreichten. Für uns war das sehr nervenaufreibend, denn man macht sich natürlich Gedanken: Muss sie mal? Verhungert sie? Ist ihr übel? Einen Weg zurück gab es nicht mehr, daher half nur: Ohren zu und durch.

Ziel erreicht: die neue Wohnung

Gegen vier Uhr morgens erreichten wir unsere neue Wohnung. Die erste Amtshandlung bestand darin, ein Katzenklo aufzustellen. Dann wurden die Katzen aus ihren Transportboxen befreit. Was zu essen und zu trinken gab es natürlich auch. Man kann sich denken, weder das Klo noch das Essensangebot interessierten die beiden. Stattdessen schauten sie erst mal, wohin wir sie verschleppt hatten. Mogli lief interessiert durch die neue Wohnung, inspizierte die obere Etage und legte sich dann erschöpft mitten im Wohnzimmer hin und schlief. Der Tag war anstrengend. Shiva hingegen war alles andere als begeistert. Knurrend lief sie durch die Wohnung und fauchte alles an. Irgendwann war aber auch sie zu müde und gab den Kampf gegen die neue Wohnung auf. Nach drei Stunden Schlaf war unsere Nacht vorbei. Die Spedition hatte sich frühmorgens angekündigt, um unseren Hausstand auszuladen. Und erneut sperrten wir unsere Katzen ein, dieses Mal im Schlafzimmer. Aber kein Miauen, kein Kratzen, nichts. Stille. Besorgt schaute ich nach den beiden. Shiva fand ich schlafend vor. Aber Mogli war weg. Panisch dachte ich darüber nach, ob wir ihn wirklich eingesperrt hatten oder ob er vielleicht rausgeschlüpft war. Ich fand ihn dann zusammengerollt unter einem Schlafsack. Er schlief tief und fest. Wir hatten es geschafft, wir waren angekommen, in einer neuen Wohnung und in einer neuen Stadt. Moin Hamburg!

KEINE KOMMENTARE

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT