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Eigentlich wollte ich hier in Kürze einen Selbstversuch starten und mich vier Wochen lang vegan ernähren. Auch wenn ich kaum Fleisch esse, ist der Verzicht auf tierische Produkte wie Eier, Milch, Käse und ähnlichem definitiv eine Herausforderung für mich.

Da mir aber kein besserer Weg einfällt, um (wenigstens im Kleinen) gegen die schlechte Nutztierhaltung zu protestieren, wollte ich sie gerne annehmen. Dann kam jedoch meine Schilddrüse dazwischen und das Projekt ist leider bis zum nächsten Arztbesuch auf Eis gelegt. Warum das so ist und was man wissen sollte, wenn man an einer Schilddrüsenunterfunktion leidet und sich vegan (oder auch vegetarisch) ernähren möchte, möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Denn Soja ist ein nicht unwesentlicher Bestandteil einer fleischfreien Ernährung. Man denke alleine an Tofu, der aus Sojabohnenteig hergestellt wird. Und Soja und L-Thyroxin, das bei Schilddrüsenunterfunktionen verabreicht wird, vertragen sich nicht so gut.

Persönlich: Meine Schilddrüse und ich

Ich habe eine Schilddrüsenunterfunktion. Zwar doof, aber man kann prima damit leben, wenn man medikamentös ordentlich eingestellt ist. Nachdem mir im Jahr 2000 mitgeteilt wurde, dass ich an einer Schilddrüsenüberfunktion leide, die mein Leben wesentlich mehr beeinträchtigt hat als jetzt die Unterfunktion, ist die tägliche Medikamenteneinnahme wirklich kein Grund zu jammern. Dank sei der modernen Medizin und der erfolgreichen Radiojodtherapie.

Schilddrüsenunterfunktion: Kurz erklärt

Ganz ehrlich: Bevor ich Probleme mit meiner Schilddrüse hatte, wusste ich nichts über dieses kleine Organ. Entsprechend wusste ich auch nicht, wie wichtig sie ist und was sie alles für Aufgaben im menschlichen Organismus übernimmt. Die Schilddrüse produziert Hormone, die sich auf den kompletten Stoffwechsel des Menschen auswirken. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (auch Hypothyreose genannt) produziert die Schilddrüse zu wenig von diesen wichtigen Schilddrüsenhormonen.

Die Folge ist, dass die fehlenden Schilddrüsenhormone in Tablettenform zugefügt werden müssen. Der Wirkstoff der gängigen Präparate, wie zum Beispiel Euthyrox oder L-Thyroxin ist Levothyroxin, ein synthetisch hergestelltes Schilddrüsenhormon.

L-Thyroxin und Soja

Jetzt mögen Sie sich vielleicht fragen, was das jetzt alles mit Soja zu tun hat. Ganz einfach: Im Beipackzettel meines Präparates Euthyrox findet sich ein Satz, der nicht ganz ohne Bedeutung ist. Unter dem Punkt „Bei Einnahme von Euthyrox zusammen mit Nahrungsmitteln und Getränken“ steht:

„Informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie Sojaprodukte essen, vor allem dann, wenn Sie den Anteil der Sojaprodukte in Ihrer Nahrung ändern. Sojaprodukte können die Aufnahme von Euthyrox aus dem Darm herabsetzen, deshalb muss Ihre Euthyrox-Dosis möglicherweise angepasst werden.“

Gut, dass ich vorsichtshalber mal in den Beipackzettel geschaut habe, bevor ich mein veganes Projekt gestartet habe. Denn letztlich heißt das in seiner Konsequenz: Bei Ernährungsumstellung und höherem Soja-Anteil in der Ernährung, müssen die Schilddrüsenwerte (noch mehr als normal) überwacht und die Medikamentendosis gegebenenfalls angepasst werden. Ehrlich gesagt, ich bin mir nicht so sicher, ob es das tatsächlich wert ist oder ob ich künftig lieber bewusster tierische Produkte in den Einkaufswagen lege. Da ich mein Projekt aber nicht kampflos aufgeben wollte, frage ich eine befreundete Ökotrophologin (Ökotrophologie = Ernährungswissenschaft) um Rat. Und tatsächlich: Sie riet mir erst einmal davon ab und empfahl mir, mit meinem Arzt zu sprechen.

Letztlich ist das wahrscheinlich alles eine Frage der Dosis, aber dennoch sollten sich Menschen, die an einer Schilddrüsenunterfunktion leiden, über die Tatsache, dass Sojaprodukte wie zum Beispiel Tofu, die Medikamentenwirkung beeinträchtigen können.

Soja und die gesunde Schilddrüse

Wenn Sojaprodukte wie zum Beispiel Tofu die Wirkung von künstlichem Schilddrüsenhormonen beeinträchtigen können, liegt für mich eine Frage auf der Hand: Was ist denn eigentlich mit der gesunden Schilddrüse? Kann der Verzehr von vielen Sojaprodukten dann eine Schilddrüsenunterfunktion herbeiführen? Ein Besuch bei Tante Google liefert Antworten:

Studien zufolge beeinflusst Soja die Schilddrüse nicht. Allerdings wurde den Studienteilnehmern zusätzlich Jod verabreicht, so dass diese Aussage kritisch zu sehen ist, da die Menge an Jod den negativen Effekt von Soja wettmachen könnte. Empfohlen wird den Konsum von Sojaprodukten auf 100 bis 200 Gramm pro Woche zu beschränken.
Quelle: http://www.dr-feil.com/allgemein/tofu-und-soja-neu-bewertet.html

Vegane Ernährung ohne Soja nicht möglich?

Jetzt wird vielleicht der eine oder andere aufschreien und sagen: Man muss kein Soja essen, wenn man sich vegan ernähren möchte. Und ja, das stimmt. Eine vegane Ernährung ohne Tofu und Co ist natürlich möglich. Erst letzte Woche habe ich mir ein Kochbuch gekauft, in dem auch Rücksicht auf Allergiker genommen wird und das entsprechend auch viele sojafreie Rezepte enthält. Also schauen wir einfach mal, wie es mit meinem Vegan-Projekt weitergeht.

P.S. Ich bin kein Mediziner und schreibe hier lediglich über meine Erfahrungen und Kenntnisse. Im Zweifel: Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!

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Ich bin Nicole. Bei revvet.de schreibe ich über unsere Mitbewohner auf vier Pfoten: Die beiden Katzen Shiva & Mogli und Zwergkaninchen Frodo. Was auch immer mir im Zusammenleben mit unseren Tieren interessant erscheint, findet hier seinen Platz. Kontakt über G+
14 KOMMENTARE
  1. Danke für den Hinweis mit dem Soja. Bin selbst seit vielen Jahren Vegetarierin und habe eine SD-Unterfunktion und wusste gar nicht, dass es wegen Soja Probleme geben könnte. Zum Glück esse ich nur selten welches und wenn mit großem zeitlichen Abstand zu Medikamenteneinnahme.

  2. Hallo Nicole, dein Beitrag ist ja schon ein wenig her, aber für den Fall das andere das gleiche Problem haben und über diesen Kommentar stolpern, wollte ich dir den Tipp geben, dass du das Soja auch sehr gut durch Produkte aus Lupinen ersetzen kannst. Mein Reformhaus um die Ecke hat diese in Form von Bratlingen. Auch Seitan wäre eine gute Alternative. 🙂

  3. Hallo Nicole, ich bin seit 5 Jahren Veganerin und nehme regelmäßig Sojaprodukte zu mir. Meine Schilddrüsenwerte (ich nehme täglich L-Thyroxin 75) haben sich absolut nicht verändert.

  4. Hallo Nicole, ich bin auch seit fast 1 Jahr Veganerin (in Januar wird es 1 Jahr) und habe eine SD-Unterfunktion. Dieser Woche habe ich wieder Blut abnehmen lassen und alles top! Weiterso! Ich nehme auf 75mg und alles stabil und gesund und ich würde nicht desshalb auf Vegan sein verzichten, meine Gesundheit hat sich dadurch sehr gesteigert. LG Christina

  5. interessanter artikel. ich nehme l-thyroxin 100 und kann leider gar kein soja mehr zu mir nehmen. sobald ich asiatisch essen gehe, schlafe ich 30 min später ein 😀

  6. Wie verhält es sich mit Sojaöl in Kosmetikprodukten?
    Immer mehr Hersteller verwenden viel oder eher wenig davon in ihren Produkten.
    Ich selbst leide unter Hashimoto.

    Grüße

  7. Hallo,
    Ich habe eine SD Unterfunktion. Ich habe vorher 125er SD Tabletten eingenommen. Nach sechs Wochen und während der Umstellung musste ich die Dosis auf 150 ändern. Seit dem passt es wieder. Ich glaube schon, dass die Erhöhung mit der Aufnahme von Sojaprodukten zusammen hängt, weil ich vorher konstante Werte hatte.
    Lg

  8. Ich musste aufgrund einer Nahrungsunverträglichkeit, die dannk meiner „lieben“ Schilddrüse ausgelöst wurde, gezwungenerweise vegan leben. Ich ernähre mich zwar nicht nur von Soja und Co. (etwas Vanille-Sojadrink im Kaffee sowie Joghurt- und Quark 2-3x die Woch, ab und an Tofu), aber ich habe absolut keinen negativen Einfluss auf meine SD-Werte feststellen können. ?
    Alternativen gibt es genug wie z.B. die schon erwähnte Lupine aber auch Mandel und alle möglichen Nusssorten. Proteine bekommt man hervorragend über Gemüse wie Brokkoli, Champions, Bihnen und Co. Und auch die Lebensmittelindustrie denkt um und verkauft zunehmend Produkte auf Gemüse- und Nussbasis (erst letztens super leckere Spinat-Falafel oder BBQ-Bratlinge aus Chashews ubd Kidneybohnen).
    Ich denke aber letztlich, dass die Verteufelung von Soja wieder einer der „neuen Trends“ ist und man einfach seine eigenen Erfahrungen machen sollte .
    Mach dir aber nicht zu viele Gedanken diesbezüglich.

    Was jedoch ein anderer Aspekt dazu ist: Soja wnthält pflanzliches Östrogen. Wenn man diesbezüglich ein Problem hat zwecks Hormone im Körper usw., sollte man das bedenken. Ich stehe gerade an dem Punkt, weil ich mich intensiv mit hormonfreier Verhütung beschäftige und mir das auch wieder in den Sinn kam.

  9. Ich habe auch Schilddrüsenunterfunktion und nehme L-Tyroxin 50 und habe null Probleme mit Soja, Vegan und Rohkost. Ich lasse mich 2 mal im Jahr untersuchen, Blutwerte etc. sind einsa. Meine Internistin eine Schilddrüsenfachärztin und Ernährungsberaterin ist voll dafür wie ich mich ernähre. Ich esse nur noch Rohkost, koche nichts mehr. Es liegt an der Ernärung, man muss voll auf Vegan oder Rohkost umsteigen und verzichtet voll auf die Industriehergestelllten Chemieprudukte sei es Nahrung oder Kosmetik. Unsere Zellen, aus dem unser Körper besteht braucht die Natur, Chemie macht die Zellen kaputt. Natur heilt und dies ist Fakt. Es gibt sogar Nahrungsmittel wo Jod enthalten ist z.B. Braune Hirse, die mir sogar meine Internistin empfohlen hat. Wenn man natürlich weiterhin den Chemiemüll zu sich nimmt, dann reagiert der Körper verschiedentlich und schreit befrei mich von den Chemiemüll. Man sollte eine Entgiftung machen, damit der Körper sich wieder erholen kann. Dies muss und sollte man regelmäßig machen. Nicht alles glauben was Ärtze und sogenannte Ernährungsberater erzählen, denn die meisten haben keine Ahnung. In den Beipackzettel steht nicht alles drin, was drin stehen sollte, spreche hier aus eigener Erfahrung. Also Körper entgiften, Vegan, noch besser Rohkost ernähren, nichts kochen etc. der Körper, die Zellen brauchen Mineralstoffe, Vitamine etc. die leider nicht in der Chemie vorhanden ist. Und in Obst und Gemüse ist mehr vorhanden als im Fleisch und beim kochen zerkocht man die wertvollen und Lebenserhaltenen Mineralstoffe. Also bitte mal in sich gehen und nachdenken.

  10. Also zum ersten kann man sich auch Ergänzungen an Lebensmitteln holen die nichts mit Soja zu tun haben.
    Zweitens habe ich selbst eine Schilddrüsen Unterfunktion und lebe vegan.
    Neben bei bin ich Tänzerin und Fitness Trainerin und mir geht es bestens.
    Manchmal sollte man sich definitiv mehr erkundigen, nicht jeder Arzt hat Ahnung von Ernährung und nicht jeder Arzt wird dir immer genau die Wahrheit darüber sagen, schließlich leben diese davon, dass sie uns Tabletten verschieben und uns als krank Darstellen.

  11. Der Beitrag ist schon älter, aber auch ich möchte meine Erfahrungswerte mit einbringen. Ich bin seit 19 Jahren Vegetarierin und lebe inzwischen vegan (war ein fließender Übergang). Seit 2003 habe ich keine Schilddrüse mehr und nehme L-Thyroxin. Meine Dosis hat sich im Laufe der Jahre eher reduziert denn erhöht, obwohl ich ziemlich viel Soja konsumiere. Ich habe aber auch hier zum ersten Mal darüber gelesen. Meine Hausärzte, die alle immer wussten, dass ich vegetarisch lebe, haben nie etwas dazu gesagt.

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