Sind optimistische Hunde glücklicher? Haben pessimistische Hunde immer Recht? Gibt es überhaupt Optimisten und Pessimisten bei Hunden? Eine Doktorarbeit von der Universität Sydney versucht, diese und weitere Fragen zu beantworten.
Dr. Melissa Starling hat letzte Woche ihre Doktorarbeit mit dem etwas sperrigen Titel „Canine Sense and Sensibility: Tipping Points and Response Latency Variability as an Optimism Index in a Canine Judgement Bias Assessment“ (frei übersetzt: „Sinn und Sensibilität: Wendepunkte und Antwortlatenzen als Optimismus-Index für die Optimismusmessung bei Hunden“) veröffentlich. In ihrer Arbeit versucht sie mit wissenschaftlichen Methoden nachzuweisen, ob Tiere optimistisch oder pessimistisch sein können.
Wie kam es zu der Doktorarbeit?
Frau Starling schreibt in ihrer Einleitung, dass sie aktuelle Tierschutzvorgaben und
-gesetze für nicht weitreichend genug hält. Bis jetzt wird geprüft, ob es für die Tiere negative Faktoren, wie Schmerz, Angst, Hunger oder Frust gibt. Wenn keiner der genannten Faktoren auftritt, so müsse es den Tieren gut gehen (so ist zumindest heute die Annahme). Sie ist der Meinung, dass auch geprüft werden muss, ob es positive und angenehme Aktivitäten gibt. Daraus schlussfolgert sie, dass man auf jeden Fall wissenschaftliche einwandfreie Methoden finden muss, mit denen man messen kann, ob es einem Tier gut geht. Dafür muss man aber zuerst die Grundhaltung des Tieres kennen: ist es ein eher positiv oder ein eher negativ eingestelltes Tier.
Sind Hunde Optimisten oder Pessimisten?
Die Messung, um die Grundhaltung der Hunde festzustellen, war gar nicht so einfach. Als erstes wurde eine Testgruppe aus über 40 Tieren, unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Rassen, gebildet. Die Tiere wurden mit Hilfe von Tönen konditioniert. Es gab einen Ton, der für Wasser stand und einen zwei Oktaven entfernten Ton, der für Milch stand. Die Tiere mussten lernen, dass sie bei dem einen Ton etwas „Leckereres“ bekamen als bei dem anderen.
Sobald die Tiere entsprechend konditioniert waren, wurde die Tonhöhe geändert und dabei das Verhalten der Tiere beobachtet. Wenn sie zum Beispiel einen eher dem Wasser nahen Ton hörten und trotzdem zur Milch liefen, so geht die Studie davon aus, dass das Tier optimistisch ist. Das gilt dann entsprechend auch umgekehrt.
Mit Hilfe der Tests fand Dr. Starling heraus, dass man Optimismus und Pessimismus nicht an Rasse oder Alter des Tieres festmachen kann. Es scheint, dass so wie beim Menschen, manche Tiere von Grund auf eine positive oder negative Haltung haben. Beides sind eben Eigenschaften, die die Tiere mitbringen. Ein pessimistischer Hund hört sich zuerst nicht so gut an, aber er wird durch seine risikominimierende Art immer ein besserer Blindenführer sein, als der draufgängerische Optimist. So kann zum Beispiel die Richtung einer Hundeausbildung auf die Grundhaltung des Tieres abgestimmt werden. Wer will schon einen ängstlichen Bomben-Suchhund?
Neben den Erkenntnissen, die bei der „Berufswahl“ eine Rolle spielen, können die Studienergebnisse auch für Erziehungsmethode und Hundeschule eine große Rolle spielen.
Mein Fazit
Obwohl die Doktorarbeit einen sehr sperrigen Titel hat, verbergen sich interessante Erkenntnisse in ihr. Gerade die Auswirkung auf Erziehungsmethoden dürfte für viele Hundehalter interessant sein.
[toggle_content title=“Quellen:“ class=““]plosone,org
boston.com©Header und Facebookbild: Josef Sälzle (die lichtfänger)[/toggle_content]