In München heißt es wieder: O’zapft is! Das Oktoberfest hat begonnen und die ganze Stadt befindet sich im Ausnahmezustand. Touristen und Einheimische strömen in Scharen auf die Wiesn, U-Bahnen und Trams sind verstopft und überall sieht man nur noch Menschen in bunter Tracht. Denn die obligatorischen Wiesn Outfits – Lederhose und Dirndl – dürfen heutzutage natürlich nicht fehlen.
Was sich in den vergangenen Jahren zum Trend gemausert hat und nicht nur in der Landeshauptstadt, sondern in ganz Bayern auf den Volksfesten zu finden ist, nimmt mittlerweile allerdings beängstigende Ausmaße an. Denn inzwischen zwängen sich nicht mehr nur Oktoberfest- Fans in knallenge Dirndl oder knappe Lederhosen, sondern sie pressen auch noch ihre armen Vierbeiner in ein passendes Wiesn-Outfit.
Doch diese neue „Mode“ ist nicht nur in zahlreichen Tier-Bekleidungs-Geschäften der letzte Schrei. Mittlerweile nimmt der neue Trend bereits so diffuse Züge an, dass selbst die überregionale Presse darüber berichten muss. So klärte die Süddeutsche 2012 über Uschi Ackermanns leicht verstörende „Wiesn-Warm-up-Mops-Party“ auf, bei der Frauchen im feschen Dirndl ihre in Lederhosen gepressten Möpse präsentieren. Immerhin wird das Trachten-Theater, bei dem nebenbei auch noch Ackermanns neues Mops-Kochbuch „Hier kocht der Mops“ (Heel-Verlag, 14,99 Euro) vorgestellt wird, für einen guten Zweck veranstaltet.
Laut Süddeutsche kamen bei der Lederhosen- und Dirndl-Schau 74 Mopsbesitzerinnen zusammen, die jeweils 100 Euro Eintritt zahlten. Die insgesamt 7400 Euro wurden daraufhin in gleichen Teilen an den Verein „Ein Herz für kranke Tiere“ an der Medizinischen Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität und dem „Tierheim im Tal“ in der Slowakei gespendet. Ob der Erlös jedoch berechtigt, seinen armen Mops in ein enges Lederhöschen zu quetschen, bleibt fraglich.
Am Angebrachtesten ist wohl ohnehin, seinen Freund mit der kalten Schnauze beim Oktoberfest-Besuch gleich zu Hause zu lassen. Denn welcher Hund hat es schon gerne, sich durch Menschenmengen zu schlängeln, unter den Bierbänken unangenehme Tritte abzubekommen oder aus Versehen eine ganze Maß über den Kopf geschüttet zu bekommen. Und Frauchen kann seinen Liebling dann am nächsten Tag zu Hause ja mit einem leckeren Gericht wie „Obazda auf Schnuffi-Art“ oder „Wau-Pizza“ à la Ackermann verwöhnen. Exquisite muss es schon sein, denn Ackermann’s Lebensgefährte ist kein geringerer als der Feinkostkönig Gerd Käfer. Vielleicht sollte so manch ein Mops-in-Lederhosen-Besitzer aber einfach einmal darüber nachdenken, ob seinem Vierbeiner ein ausgiebiger Spaziergang nicht besser gefallen hätte. Danach schmeckt ihm dann bestimmt auch das normale Hundefutter aus der Dose.
Anmerkung der Redaktion: Wer übrigens nicht glauben kann, dass es wirklich Lederhosen für Hunde gibt, kann sich hier selber davon überzeugen.