Als versierte Katzenbesitzer können wir das Verhalten oder die Blicke unserer Stubentiger sehr gut deuten: Katerchen will spielen, Katerchen will Nahrung oder Kätzchen will gestreichelt werden. Sehr zum Nachteil der Katzen funktioniert diese nonverbale Kommunikation nur solange wir wach sind. Das „Current Biology“-Magazin hat in einer Studie nachgewiesen, dass Hauskatzen das „Bittschnurren“ erfunden haben, während wir schliefen. Wer bereits des Morgens von einer schnurrenden Katze geweckt wurde, sollte hier weiterlesen, um die Biologie dahinter zu verstehen.
Bittschnurren?
Was genau ist das Bittschnurren? Laut Frau Professor Karen McComb der Universität von Sussex ist es ein Miau in einer speziellen Frequenz, das mitten während des Schnurrens eingestreut wird. McCombs Forschungsbereich ist die Kommunikation von Menschen und Säugetieren. Dabei konzentriert sie sich auf Tiere, deren natürlicher Lebensraum sich verändert hat – und zwar in Richtung von unserem menschlichen Zuhause. In ihrer Studie hat sie festgestellt, dass Katzen eines ihrer bestbekannten Kommunikationsmittel, das Schnurren, dazu verwenden, um Nahrung von uns zu erbitten.
Menschen haben verstanden, dass das Miau einer Katze immer etwas bedeutet. Katzen haben im Gegenzug gelernt, dass wir nicht immer gleich auf ein Miau reagieren. Wenn uns eine Katze morgens mit lautem Maunzen aufweckt, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass wir sie sofort mit Nahrung versorgen. Wenn uns aber eine Katze sanft beschnurrt und hin und wieder ein bittendes „Miau“ einstreut, so bekommt sie sehr wahrscheinlich was sie will. Unser Kater hat dieses Verhalten auf jeden Fall sehr gut verinnerlicht.
Wie funktioniert Bittschnurren?
Professor McComb und ihr Team haben das Miau während des Bittschnurrens von Katzen untersucht und dabei festgestellt, dass es seinen Ursprung in der „Kinderaufzucht“ hat. Alle Säugetiere reagieren auf bestimmte Frequenzmuster von ihrem Nachwuchs. Um diese These zu belegen, wurden unterschiedliche Schnurrmuster von zehn Katzen insgesamt 50 Testpersonen vorgespielt. Das Bittschnurren wurde von mehr Studienteilnehmern als wichtiger und dringlicher eingestuft. Ein interessanter Unterschied war, dass Katzenhalter das Bittschnurren noch deutlich besser zuordnen konnten, als Nicht-Katzenbesitzer.
Beim Bittschnurren gibt es einen Frequenzbereich, der mehr einem klagenden Miau zugeordnet werden kann, als einem zufriedenem Schnurren. Im Normalfall schnurrt eine durchschnittliche Katze bei 27 Hertz. Wenn sie die Aufmerksamkeit des Menschen auf sich ziehen will, so kann sie bis auf 520 Hertz hochgehen. Interessanterweise liegt das Schreien eines menschlichen Babies im Bereich von 300 – 600 Hertz.
Unsere Hauskatzen haben also im Laufe des Zusammenlebens gelernt bei uns auf die richtigen Knöpfe zu drücken. In diesem Fall imitieren sie die Stimmlage von hungrigen Babies, um schneller an Nahrung zu kommen. Liebe Evolution das ist echt spannend! Ich fürchte allerdings, dass dieses Hintergrundwissen mich nicht davor schützen wird, weiterhin von unseren Stubentigern manipuliert zu werden.
Quellen:
Centre for Mammal Vocal Communication Research,
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