Chiara Mariti (Universität Pisa) hat untersucht, wie sehr Katzen beim Tierarzt gestresst sind. Das Ergebnis ihrer Studie ist wenig überraschend: Viele Katzen sind vom Tierarzt genervt. Das Gute: Sie hat Tipps und Vorschläge, was man gegen Katzenstress beim Tierarzt tun kann.
Wie gestresst sind Katzen beim Tierarzt?
In der Studie wurden insgesamt 1.111 Katzen untersucht. Über 70% (789) der Katzen zeigten aggressives Verhalten gegenüber dem Tierarzt. 24% setzen sich körperlich zur Wehr und bissen oder kratzen ihre Mediziner.
Wie zeigt sich Stress beim Tierarzt?
Viele der untersuchten Katzen waren beim Tierarzt so gestresst, dass sie manche Körperbereiche nicht untersuchen ließen. Dazu gehörten vor allem Bauch-, Schwanz- und Genitalbereich. Lediglich 32% der Katzen konnten überall untersucht werden.
Auch Behandlungen sind für viele Katzen schwierig. Mehr als ein Drittel verweigerte Spritzen, ein knappes Drittel wehrte sich gegen Fiebermessen und knapp einem Viertel konnten keine Blutproben entnommen werden.
33% der Katzen zeigten große Furcht vor allem und jedem im Wartezimmer – 26% speziell vor Hunden.
Viele der befragten Katzenbesitzer berichteten, dass ihre Tiere von dem kompletten Tierarztbesuch gestresst waren. Dieser beginnt für viele Tiere nicht erst beim Tierarzt, sondern bereits auf der Fahrt dorthin. Einige Katzen waren sogar noch immer gestresst, als sie längst wieder zu Hause waren. Jede vierte von fünf Katzen wusste schon zu Hause, wohin die Reise ging. So ist es nicht verwunderlich, dass nur 27% der Katzen ruhig im Wartezimmer warteten.
Nachdem Futter im Allgemeinen positiv aufgenommen wird, bekamen zwar 869 Katzen etwas zu fressen angeboten, davon nahmen es aber nur 23% zu sich. Wenn die Katze ruhig im Wartezimmer wartete, war die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie das Futter auch annahm. Es ist also wichtig, dass die Katze sich entspannt fühlt.
Ungefähr ein Zehntel der Katzenbesitzer berichtete, dass der Tierarzt direkt mit der Untersuchung begann. Ohne mit der Katze zu sprechen oder sie zu streicheln. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass 28% der Befragten berichtete, dass sie bereits einmal den Tierarzt gewechselt haben, weil sie mit dessen Verhalten gegenüber der Katze nicht zufrieden waren.
Wie kann der Stress von Katzen beim Tierarzt verringert werden?
Dr. Mariti gibt einige Tipps, die sich sowohl an Tierärzte als auch an die Katzenbesitzer richten.
„My first advice would be for the vets: make sure you are protecting your patients‘ welfare. This is a duty of vets and it avoids the risk of losing clients.“
Frei übersetzt:
„Mein erster Ratschlag richtet sich an die Tierärzte: Kümmert euch primär um das Wohlergehen eurer Patienten!“
Hinsichtlich der Einrichtung der Praxisräume gibt sie Tierärzten weiterhin den Rat, von vornherein auf Katzenfreundlichkeit achten. Außerdem ist der Tierarzt der primäre Ansprechpartner von Katzenbesitzern bei Fragen und Problemen – es ist also wichtig, den richtigen Rat zu geben.
Für Katzenbesitzer hält Frau Mariti auch ein paar Tipps zum Tierarztbesuch parat:
- Kitten sollten möglichst früh an Untersuchungen gewöhnt werden. Dies bedeutet nicht, dass sie unbedingt zu einem Tierarzt müssen. Allerdings sollten sie Fremde kennen. Sie sollten auch unbekannte Personen kennen, die sie anfassen.
- Kitten sollten auch relativ früh die Erfahrung „Tierarzt“ machen. Zuerst ohne Untersuchung – aber in der neuen, fremden Umgebung mit den praxistypischen Gerüchen.
- Die Transportbox sollte möglichst mit positiven Erfahrungen verbunden sein. Primär ist bereits der Weg zum Tierarzt für viele Tiere ein Stressfaktor. Dem können zum Beispiel Hormone oder ein einfaches, der Katze bekanntes Handtuch, entgegenwirken.
- Den tierischen Patienten sollte möglichst wenig Wartezeit beim Tierarzt bevorstehen. Deswegen ist es wichtig, auch für Routine-Untersuchungen einen Termin zu vereinbaren.
- Katzen mögen weder Veränderungen noch fremde Umgebungen. Deswegen sollte die Katze beim Tierarzt nicht noch durch weitere anwesende Tiere gestresst werden. Falls sich ein Kontakt nicht vermeiden lässt, sollte die Transportbox möglichst hoch platziert werden, da die Übersicht den Katzen etwas Sicherheit bietet.
Wir kennen wegen unserem Diabetes-Kater Mogli ein weiteres Problem: Wenn er gestresst ist, steigt sein Blutzucker. Deswegen macht es auch keinen Sinn Blutzuckermessungen beim Tierarzt durchzuführen. Mehr zum Thema „Diabetesdiagnose bei Katzen“ erfahrt ihr in Nicoles Artikel „Checkliste: Woran Sie einen guten Tierarzt erkennen„.
Quellen:
http://dx.doi.org/10.1080/10888705.2016.1173548
http://www.companionanimalpsychology.com/2016/06/how-many-cats-are-stressed-at-vet.html
Bildquelle: iStock©Mara Radeva
Hallöchen zusammen, 🙂
ein echtes Problemthema das ihr da ansprecht. Wenn man halbwegs gesunde Katzen hat, die wegen kleinerer Wehweehchen zum Tierarzt gehen, ist das alles noch zu verkraften. Hat man aber tatsächlich einen Diabetes-Kater, dann werden Tierarztbesuche unter Umständen wirklich zur Tortur. Davon kann ich leider auch ein Lied singen.
Unser verstorbener Elvis war mit 7 Jahren mal ganz schwer krank und musste über viele Wochen fast täglich zum Tierarzt. In dieser Zeit entwickelte sich ein unbeschreiblicher Hass gegen Tierärzte. Wir haben später mehrfach gewechselt, aber der verräterische Geruch der Tierarztpraxen sorgte dafür, dass Elvis auch jede andere Praxis sofort mit Knurren und Fauchen begrüßte. Ich ließ Untersuchungen – wenn irgend möglich – nur noch durchführen, während er auf meinem Arm war. Das entschärfte das Ganze immer ein wenig.
Irgendwann bekam er dann eine ganz schwere Diabetes. Insulin schlug nicht an oder hielt nur ganz kurze Zeit vor, die Muskulatur ging dementsprechend „kaputt“, es war schrecklich. Die damit verbundenen Tierarztbesuche machten es natürlich nicht besser.
Als ich dann irgendwann dazu überging 3-4 x täglich eine individuell angepasste Insulindosis zu spritzen bekamen wir den Zucker in den Griff.
Dann kam irgendwann eine Zahn-OP und Elvis musste natürlich zum Tierarzt. Sein Zucker war während der Behandlungsdauer im nicht mehr messbaren Bereich, so dass man ihm dort – was ich bis heute nicht begreife – eine deutlich höhere Insulindosis spritzte, als er normaler Weise bekommen würde. Der Blutzucker-Wert blieb nicht messbar.
Als ich dann aber mit meinem Buben nach Hause fuhr, da raste der Blutzuckespiegel – dank der hohen Insulindosis – so rasant in den Keller, dass Lebensgefahr bestand. Das konnte ich nicht mal mit der immer vorrätigen Tube Zuckerlösung abfangen. Also jagten wir zurück zum Tierarzt und er bekam eine Art Glukose-Infusion. Die Nachwehen des Besuchs merkte ich noch Tage lang an den Zuckerwerten.
Bei diesem Vorfall wurde mir einmal mehr bewußt, welch unbeschreiblich hohen Stress ein Tierarztbesuch auslösen kann und wie dieser von unseren Tieren „abfällt“, wenn der „Feind“ außer Reichweite ist und die gewohnte Umgebung wieder da ist. Aber auch, wie lange so ein Erlebnis nachwirken kann.
Alles Gute für euch und euer Zuckerbärchen!
Liebe Grüße von Andrea und ihren Schatznasen
Hallo Andrea,
da hast du sicher Recht und was du schreibst klingt furchtbar. 🙁 Sobald eine ernsthafte Erkrankung vorliegt, sieht die Welt eh ganz anders aus. Das wissen wir durch Moglis Diabetes-Erkrankung leider ebenfalls nur zu gut. Deshalb kommt Mogli auch zu keinem „normalen“ Tierarzt mehr. Er war im letzten Jahr einige Tage in der Tierklinik, seither sind Tierärzte ein rotes Tuch. Vorher war der Tierarztbesuch kein Problem, solange einer von uns beiden dabei war. Jetzt wird er regelrecht zum Raubtier. Wir haben zum Glück in München echte Diabetes-Spezialisten gefunden, bei denen wir uns gut aufgehoben fühlen. Die kommen zu uns nach Hause, sodass wir ihm den Praxisstress ersparen können. Liebe Grüße an dich und deine Schatznasen, Nicole