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Die Schilddrüse ist ein kleines Organ mit großer Wirkung. Bei Katzen liegt sie unterhalb des Kehlkopfes auf beiden Seiten der Luftröhre und produziert lebenswichtige Hormone. Wenn diese Produktion außer Kontrolle gerät und zu viel Hormone produziert werden, spricht man von einer Schilddrüsenüberfunktion. Der Katzenkörper arbeitet auf Hochtouren und steht unter Stress. Kater Merlin hat eine Schilddrüsenüberfunktion. Was das für ihn bedeutet, haben wir von seiner Halterin Miriam K. im Interview erfahren.

Miriam, magst du vorab einige Worte zu Merlin sagen?

Mein Kater Merlin ist mein Ein und Alles – er ist sehr besonders für mich. Nächstes Jahr wird er tatsächlich schon 13 Jahre alt und ist mir von klein auf ein treuer Gefährte. Wir lieben uns heiß und innig.

Miriam und ihr Kater Merlin
Miriam und ihr Kater Merlin

Merlin hat ein Problem, er leidet an einer Schilddrüsenüberfunktion.

Genau, im Jahr 2014 wurde bei ihm eine Schilddrüsenüberfunktion festgestellt.

Erinnerst du dich noch daran, wie sich die Krankheit bemerkbar gemacht hat?

Merlin hatte ganz viel Hunger. Nach dem Fressen ist er immer postwendend auf die Toilette gegangen und hatte erhöhten Stuhlgang. Obwohl er so viel gefressen hat, hat er abgenommen. Er wurde immer dünner. Das ist irgendwie logisch, wenn er alles, was er frisst, gleich wieder „wegbringt“. Zudem war er recht unruhig. Er hat tatsächlich mehr Rabatz gemacht, als wollte er mir sagen, dass etwas nicht in Ordnung ist.

Merlin hat schon eine Krebserkrankung hinter sich und dadurch ein Bein verloren. Deswegen hatte ich erst mal Angst, dass der Krebs zurück sein könnte. Ich bin dann zu meiner Tierärztin gegangen und habe Merlin Blut abnehmen lassen – ich musste ja wissen, was er hat. Im Vorfeld habe ich seine Symptome recherchiert und hatte die Hoffnung, dass es vielleicht „nur“ eine Schilddrüsenüberfunktion sein könnte. Das habe ich meiner Ärztin auch gesagt, die mich daraufhin etwas ungläubig angeschaut hat. Zwei Tage später rief sie und sagte: „Was Sie sich gewünscht haben, ist eingetroffen: Merlin hat eine Schilddrüsenüberfunktion.“

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Das klingt für manche Menschen vielleicht seltsam – aber bei Merlins Vorgeschichte klingt wahrscheinlich erst mal alles besser als Krebs. Warum dachtest du, dass eine Schilddrüsenüberfunktion okay wäre?

Ich habe gedacht, dass ich ihn wegen einer Schilddrüsenüberfunktion wenigstens nicht verliere. Ich wusste, dass ich ihn mit Medikamenten gut unterstützen kann und er weiterhin ein schönes Leben haben kann.

Das heißt, Merlin bekommt jetzt Tabletten?

Genau, er bekommt immer abends eine Tablette. Ich glaube, den Ärzten wäre es morgens lieber. Abends habe ich aber mehr Ruhe – morgens muss ich noch mit meinem Hund rausgehen und es ist alles sehr eng getaktet. Ich glaube, letztendlich ist es eigentlich egal, ob er die Tablette morgens oder abends bekommt. Hauptsache er bekommt sie immer ungefähr zur gleichen Zeit.

Wenn man die Tablette abends gibt, sollte man das dem Tierarzt aber unbedingt sagen, weil die Blutwerte verfälscht werden können. Ich gehe meistens abends zum Tierarzt, wenn ich Feierabend habe. Dann ist es aber schon fast Zeit für die nächste Tablette. Wenn der Arzt das nicht weiß, kann es sein, dass die Werte falsch interpretiert werden und die Dosis fälschlicherweise erhöht wird. Das hatten wir bei Merlin auch schon.

Merlin muss also regelmäßig zur Blutabnahme?

Genau, alle drei bis sechs Monate sollten die Blutwerte kontrolliert werden, um zu schauen, ob die Dosierung der Tabletten eventuell umgestellt werden muss. Beobachtet man jedoch zwischenzeitlich Veränderungen, die krankheitsbedingt sein könnten, sollte man natürlich vorher schon einen Tierarzt aufsuchen.

Gibt es sonst noch etwas, was sich durch die Krankheit in eurem Alltag geändert hat?

Nein, eigentlich nicht. Man muss sein Tier beobachten. Jeder, der ein Tier hat, kennt es ja und sieht, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Als wir ein paar Wochen eine falsche Dosierung hatten, habe ich relativ schnell gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Er hat sich sehr verändert und viel geschrien – besonders nachts. Also habe ich mit der Ärztin gesprochen, ihr die Symptome geschildert und wir haben die Dosis wieder angepasst. Seitdem geht es ihm wieder gut und er ist ganz der Alte. Man muss einfach auf sein Bauchgefühl hören.

Viele Katzenhalter werden sich wahrscheinlich wegen der Tablettengabe sorgen – wie ist das bei euch?

Merlin macht das ganz toll. Ich habe immer das Gefühl, dass er merkt, dass ihm die Tabletten guttun. Und er vertraut mir. Im Grunde lege ich ihn immer in meinen Arm wie ein Baby, dann mache ich sein Mäulchen auf und lass die Tablette fallen. Dann streichle ich ihm ein bisschen über den Hals, damit er schluckt. Aber meistens macht er das schon von alleine. Danach gebe ich ihm etwas zu fressen, weil das die Wirkung des Medikaments beschleunigt.

Man sollte nur darauf achten, dass man immer regelmäßig die Tabletten beschafft. In einer Packung sind immer 30 Stück, so dass man etwa einen Monat damit hinkommt. Und es macht Sinn, eine Reserve-Packung liegen zu haben, falls man es wirklich mal vergisst. Die Tabletten sind auch nicht besonders teuer, ich bezahle circa 35 Euro im Monat. Auch die Kosten für die Blutuntersuchungen halten sich im Rahmen. Es ist also nicht so, dass man die Katze weggeben muss, weil horrende Kosten auf einen zu kommen.

Was machst du, wenn du in Urlaub fährst – wer gibt Merlin dann seine Tablette?

Seit der Diagnose war ich noch nicht weg. Aber falls ich weg sein sollte, würde das meine Schwester übernehmen. Das ist immer ein bisschen blöd, weil man vorher nie weiß, ob alles klappt. Aber meine Schwester hat selber zwei Katzen – ich geh davon aus, dass sie das problemlos schaffen wird.

Wie hast du dich über die Krankheit informiert?

Tatsächlich wusste ich schon einiges über die Erkrankung, weil eine Freundin von mir auch eine Schilddrüsenüberfunktion hatte. Im Prinzip ist es beim Tier genauso wie beim Menschen. Und habe mich im Internet schlau gemacht: ein bisschen gegoogelt und Berichte gelesen.

Hast du auch Foren genutzt oder dich anderweitig mit anderen betroffenen Katzenhaltern ausgetauscht?

Nein, ich habe nur mit meiner Ärztin über die Krankheit gesprochen.

Was möchtest du Katzenhaltern mit auf den Weg geben, die mit der Diagnose Schilddrüsenüberfunktion konfrontiert werden?

Wichtig ist, ruhig zu bleiben. Im Grunde ist eine Schilddrüsenüberfunktion gar nichts Schlimmes. Natürlich ist jede Krankheit irgendwie doof. Aber es ist nichts, was man nicht bewältigen könnte. Wenn man die Diagnose bekommen hat und regelmäßig die Tabletten gibt, geht es dem Tier gut und es kann noch lange leben!

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Ich bin Nicole. Bei revvet.de schreibe ich über unsere Mitbewohner auf vier Pfoten: Die beiden Katzen Shiva & Mogli und Zwergkaninchen Frodo. Was auch immer mir im Zusammenleben mit unseren Tieren interessant erscheint, findet hier seinen Platz. Kontakt über G+
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