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Vor einiger Zeit habe ich bereits verraten, wie wir unsere Katzen auf die Geburt unserer Tochter Sina vorbereitet haben. Heute möchte ich euch etwas über die erste Zeit mit Katzen und Baby erzählen. Denn eines kann ich vorweg schon sagen: man kann so viel vorbereiten, wie man will – die Realität sieht meistens doch anders aus. Es folgt ein persönlicher Bericht, der in anderen Katzenhaushalten vielleicht ganz anders aussieht. Denn jede Familie ist anders.

Die Wehen

Der Abend, an dem die Wehen eingesetzt haben, schien ein ganz normaler Abend zu sein. Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich das anfangs leichte Ziehen richtig eingeordnet habe. Shiva hingegen spürte scheinbar schneller, dass etwas Besonderes im Gange war. Denn sie wich nicht von meiner Seite und schnurrte ohne Unterlass – fast, als wollte sie mich beruhigen. Nachdem das Ziehen immer kräftiger und häufiger wurde, dämmerte mir, dass es nun tatsächlich losgehen könnte. Ich weiß nicht, ob die Katzen unsere Aufregung spürten oder ihre feinen Nasen rochen, dass die Fruchtblase geplatzt war – sie waren auf jeden Fall ebenfalls aufgeregt, als wir uns auf den Weg ins Krankenhaus machten. Als Sebastian am nächsten Tag ohne mich nach Hause kam, schienen sie ihm irritiert und besorgt. Kein Wunder, ihre Welt war durcheinander: sie waren in der Zwischenzeit von Katzensittern versorgt worden, Sebastian roch nach Krankenhaus und ich war nicht bei ihm.

Das Aufeinandertreffen

Dann kam der Tag, an dem Sina und ich aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Ich war müde, glücklich und aufgeregt. Wie würden unsere Katzen auf das Baby reagieren? Als wir die Wohnungstür öffneten, wurden wir schon erwartet. Sie freuten sich, uns zu sehen. Noch ahnten sie nicht, dass ihre Welt in einigen Sekunden noch viel mehr auf den Kopf gestellt würde. Sina war während der Autofahrt in der Babyschale eingeschlafen. Ich begrüßte Mogli und Shiva, während Sebastian die Schale mit dem Baby auf der Couch abstellte. Wir wollten schauen, was passiert. Während Shiva eher zurückhaltend war, war Mogli sehr neugierig. Er inspizierte die Babyschale sofort und schnüffelte vorsichtig an unserer schlafenden Tochter. Der erste Kontakt war geglückt.

Das Schreien

Ich hatte mir während der Schwangerschaft viele Gedanken gemacht, wie die Katzen mit ihren feinen Ohren wohl auf das Weinen des Babys reagieren würden. Tatsächlich konnten beide Katzen wohl zunächst nicht glauben, wie laut so ein kleiner Mensch werden konnte und suchten das Weite. Das ging eine Weile so: das Baby schrie, die Katzen verschwanden. Nach einiger Zeit haben sie sich aber daran gewöhnt. Es schien sie nicht mehr zu stören. Das Baby schrie, die Katzen hoben höchstens kurz den Kopf. Eine Ausnahme gab es: mit vier Monaten wurde Sina krank und bekam hohes Fieber. Sie war unruhig, quengelig und schrie immer wieder. Ich hatte einen Kinderarzttermin, musste aber noch warten. So lag ich mit ihr auf dem Sofa, ein Stillkissen um uns herum. Es dauerte nicht lange und Shiva kam, legte sich auf das Kissen und begann zu schnurren. Kurze Zeit später saß Mogli auf der Sofalehne und bewachte uns regelrecht. Tatsächlich schienen sie genau zu wissen, dass es Sina nicht gut ging. Wie sich herausstellte, hatte sie eine Nierenbeckenentzündung und wir verbrachten eine Weile im Krankenhaus.

Was man sich vornimmt

Wir hatten uns so viel vorgenommen – feste Spiel- und Schmusezeiten sollten unsere Katzen bekommen, damit sie sich nicht vernachlässigt fühlten. Wie naiv wir waren. Man ahnt ja nicht, wie sehr so ein kleiner Mensch zwei erwachsene Menschen auf Trab halten kann. Die erste Zeit ist wirklich verrückt – verrückt schön, verrückt anstrengend, verrückt müde. Irgendwie haben wir es geschafft, dass die Bedürfnisse von all unseren Familienmitgliedern gestillt wurden. Wir haben uns aufgeteilt: Sebastian die Katzen, ich das Baby. Wenn ich Ruhe hatte, habe ich versucht, den Katzen wenigstens ein bisschen meiner Aufmerksamkeit zu schenken. Aber von festen Ritualen für sie waren wir weit entfernt. Ich glaube allerdings, sie spürten, dass wir im Ausnahmezustand waren und dass es nicht anders ging. Und: es wird besser. Man gewöhnt sich an seine neue Rolle. Das Baby wird größer und gewöhnt sich an die Welt. Ein Rhythmus spielt sich ein und alles findet sich. Es dauert nur eine Weile. Bis dahin helfen Extra-Leckerlis, liebe Worte für die Katzen, wenn man gerade keine Hand frei hat und Streicheleinheiten, so oft es eben geht.

Beschützerinstinkt

Nicht zu unterschätzen, ist der Beschützerinstinkt, den man als Mutter für sein Baby entwickelt. Das Baby ist so klein, die Katzen wirken im Verhältnis plötzlich riesig. Relativ am Anfang hatte Mogli mal seine wilden fünf Minuten und rannte wie von der Tarantel gestochen über die Couch – über das Baby hinweg. Er hat unserer Tochter nichts dabei getan, dennoch bin ich schier ausgeflippt. Das hätte ich vorher nicht für möglich gehalten. Aber ein frischgeborenes Baby ist so schutzlos, es kann nicht weg und es kann sich nicht wehren. Nach diesem Vorfall war mein Vertrauensverhältnis zu Mogli, was das Baby betrifft, eine ganze Weile gestört. Er war schon immer ein Rabauke, aber kein böswilliger. Rational wusste ich genau, dass er unserer Tochter nie etwas mit Absicht getan hätte. Trotzdem habe ich sie wie mit Argusaugen bewacht.

Hilfe, das Kind wird mobil

Hatten wir anfangs das Gefühl, dass wir unsere Tochter vor den Katzen beschützen müssen, kehrte sich das irgendwann um. Es begann damit, dass Sina anfing zu greifen. Denn das Greifen und Entdecken beschränkte sich nicht auf leblose Gegenstände – auch die Katzen waren nicht sicher. Und was Sina in ihre kleinen Finger bekam, ließ sie so schnell nicht mehr los. Dabei war sie nicht unbedingt sanft. Deswegen galt es, gut aufzupassen. Denn was wir auf keinen Fall wollten, ist, dass sie einer der Katzen wehtat und diese sich wehrte. Ich bin mir sicher, dass Sina früher oder später Kratzer bekommen wird und Grenzen lernen muss. Wir möchten aber, dass dies möglichst erst passiert, wenn sie es versteht. Wenn sie versteht, dass es einer Katze weh tut, wenn man sie am Schwanz zieht und sie dann vielleicht kratzt. Zwar habe ich das Gefühl, dass Sina eine Art Welpenschutz genießt – die Katzen sind sehr geduldig und gehen im Zweifel lieber von ihr weg. Aber darauf ankommen lassen möchte ich es nicht.

Der nächste Schritt war, dass Sina immer mobiler wird. Es begann damit, dass sie sich rollend fortbewegt hat, dann kriechend – jetzt krabbelnd und mit den ersten Schritten an Möbelstücken entlang. Egal, welche Fortbewegungsart: sie sieht eine Katze, freut sich und will zu ihr hin. Und sie ist verdammt schnell. Hier gilt eigentlich das Gleiche wie beim Greifen. Man muss gut aufpassen, dass nichts passiert. Während Shiva im Moment eher Reißaus nimmt, verhält Mogli sich unterschiedlich – mal läuft er ihr davon, mal lässt er sie kommen und ist sehr geduldig mit ihr. Dann gibt es aber auch Momente, in denen er auf dem Sofa liegt, seine Ruhe will und mit Schwanzwedeln deutlich signalisiert, dass er nicht mag. Das heißt für uns, dass wir ihn auch in Ruhe lassen. Bisher funktioniert es so ganz gut. Nur über eine Sache bin ich mir mit den Katzen uneinig: geschlossene Türen. Manchmal möchte ich einfach nicht, dass Sina den Raum verlässt und mache die Tür zu. Zum Leidwesen der Katzen. Liegen sie sonst den ganzen Tag an einer Stelle, wollen sie dann sicher raus. Und wieder rein. Und wieder raus. Und mitten auf der Schwelle liegen.

Ei machen

Ich bin kein großer Fan von Babysprache, aber eine „Redewendung“ hat doch bei uns Einzug gehalten. Das „Ei machen“. Für Sina gibt es fast nichts Tolleres, als wenn sie doch mal an die Katzen ran darf. Wir üben dann das Anfassen – ganz vorsichtig nehmen wir ihre Hand und streichen zusammen über das Katzenfell. Greift sie zu oder wird zu grob, nehmen wir die Hand weg und machen ihr vor, wie es geht. Keine Ahnung, warum wir ausgerechnet an dieser Stelle auf die Babysprache zurückgreifen (ein Hund ist bei uns ein Hund und kein „Wau Wau“) – vielleicht in der Hoffnung, dass sie es sich besser merkt. Wichtiger als der Begriff, ist aber sicherlich das Üben.

Katzenklo, Futterstelle und Co

Mit zunehmender Mobilität steht man auch vor der Herausforderung, dass das Kind nicht im Katzenklo wühlt oder sich Katzenfutter in den Mund stopft. Man muss diese Stellen also sichern. Stellt sich die Frage nach dem Wie. Ich weiß nicht, ob unsere Lösung schon final ist, aber aktuell haben wir einfach im Badezimmer und in der Küche ein Türgitter eingebaut. Das Problem dabei ist, dass die Katzen auch nicht durch die Gitterstäbe kommen, deswegen sind die Gitter nur geschlossen, wenn Sina im Flur ist. Im Moment funktioniert das ganz gut, ob das auf Dauer so ist, wird sich zeigen. Wir werden sicher noch mal berichten.

Shiva – die Super Nanny

Shiva war anfangs die perfekte Nanny. Beschnurrte sie während der Schwangerschaft meinen Bauch, beschnurrte sie im Wochenbett das Baby. Bevorzugt beim Stillen, direkt auf dem Stillkissen neben uns. Lag Sina auf der Couch, war die Katze meist nicht weit entfernt. Sie streckte sich, reckte sich, dabei landeten Füßchen und Händchen nicht selten im Fell von Shiva. Das animierte unsere kleine Katzen-Nanny nur dazu, noch lauter zu schnurren. Hauptsache sie konnte bei dem Baby liegen. Leider hat sich das mit zunehmender Mobilität geändert. Das ist Shiva momentan doch eher zu viel. Aber ich bin mir sicher, die Zeiten kommen wieder und unsere beiden Katzen werden dicke Freunde von Sina. Beide auf ihre ganz unterschiedliche Art und Weise.

Hach. ❤️ #babyundkatze #katzeundbaby #babyandcat #catandbaby #catandbabylove

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Ich bin Nicole. Bei revvet.de schreibe ich über unsere Mitbewohner auf vier Pfoten: Die beiden Katzen Shiva & Mogli und Zwergkaninchen Frodo. Was auch immer mir im Zusammenleben mit unseren Tieren interessant erscheint, findet hier seinen Platz. Kontakt über G+
1 KOMMENTAR
  1. Vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Bei uns steht das Thema wohl in den nächsten 1-2 Jahren auch an und es ist gut, zu wissen, was da alles auf einen zukommen kann. 🙂

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