Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich mein erstes Zwergkaninchen Frechdachs bekam. Das ist lange her und ich suchte mir meinen neuen Mitbewohner nicht selbst aus, sondern bekam ihn geschenkt. Was keiner ahnen konnte: Frechdachs war kein Zwergkaninchen, sondern ein Riesenkaninchen. Was also tun, wenn der vermeintliche Zwerg immer größer wird, die Studentenwohnung aber leider nicht mit wächst?
„Ach Zwergkaninchen, was hast du so große Ohren?“
Als mein vermeintliches Zwergkaninchen bei mir einzog, war die Freude groß. Ich hatte mir lange eine Wackelnase gewünscht und freute mich, als mein damaliger Freund mir stolz ein kleines graues Zwergkaninchen überreichte. Damals war Frechdachs erst ein paar Wochen alt und tatsächlich noch klein. Skeptiker warnten bereits zu diesem Zeitpunkt: Die Ohren seien viel zu groß für ein Zwergkaninchen. Auch die Pfoten seien im Verhältnis zum restlichen Körper riesig. Und überhaupt: Es könne nicht anders sein, das würde ein Riesenkaninchen werden.
Ich ignorierte alle gut gemeinten Hinweise. Ich war glücklich mit meinem Frechdachs. Der wurde immer zutraulicher und wuchs und gedieh. Auch die Tierärztin versuchte vorsichtig mich darauf vorzubereiten, dass Frechdachs ein Riesenkaninchen war. Und langsam aber sicher dämmerte es auch mir.
Ein Großchinchilla?
Mir war nie wichtig herauszufinden, was Frechdachs für eine Rasse war. Für mich war er einfach mein riesiges Zwergkaninchen. Etliche Jahre nachdem Frechdachs schon lange verstorben war, sah ich auf einer Haustiermesse zufällig ein Plakat mit Riesenkaninchen-Rassen und stolperte über ein Bild, das Frechdachs sehr ähnlich sah: ein Großchinchilla.
Ein Königreich für das Riesenkaninchen
Frechdachs wuchs und wuchs. Sein Käfig wurde immer kleiner und ich musste mir etwas einfallen lassen. Die handelsüblichen Kaninchenkäfige waren keine Lösung für meinen kleinen Riesen. Viel Geld hatte ich auch nicht, ich war damals noch Studentin. Blieb nur eines: ein DIY-Gehege.
Als „Fundament“ des Geheges dienten zwei Euro-Transportpaletten. Eine Palette hat eine Grundfläche von 0,96 Quadratmetern. Somit bekam mein Riesenkaninchen reichlich Platz. Damit sich das Gehege reinigen ließ, wurde der Boden gefliest. Dann bekamen die Paletten ein Gerüst aus Holz, das mit Maschendrahtzaun verschlossen wurde. Nach demselben Verfahren wurde der abnehmbare Deckel gebaut. In meiner kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung nahm das Gehege einigen Platz in Anspruch. Aber immerhin: das Problem war gelöst.
Eines hatte ich aber gelernt: Bevor man sich ein Kaninchen zulegt, sollte man sich gut überlegen, woher man es bekommt. Frechdachs wurde von einem Bauern in einer privaten Kleinanzeige als Zwergkaninchen verkauft. Im Tierheim warten zahlreiche Kaninchen in allen Varianten und Größen auf ein neues Zuhause. Diese sind in der Regel ausgewachsen und man erlebt keine „Riesen-Überraschung“. Es lohnt sich also einen Blick auf die Tierheim-Bewohner zu werfen.