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Eine Katze bereichert das Leben ungemein. Aber mal unter uns: Manchmal muss man auch Abstriche machen. Zum Beispiel bei der Wohnungseinrichtung. Ich erinnere mich noch gut, als wir neue Esszimmerstühle gekauft haben. Wir betraten das Möbelhaus. Wir wollten keine Lederstühle. Denn Leder und Katzenkrallen sind schwierig. Das wussten wir. Wir sprachen noch darüber. Nachdem wir gefühlte hundert Stühle Probe gesessen haben, hatten wir das vergessen. Wir waren froh, den vermeintlich perfekten Stuhl gefunden zu haben. Bequem war er. Das Leder war hübsch anzusehen.

Stolz schafften wir unsere Beute nach Hause. Unsere Katzen waren interessiert. Die Stühle waren noch nicht mal alle ausgepackt, da hatte der Erste schon Kratzer. Und das nicht mal durch eine Kratzattacke. Das weiche Leder verlor bereits beim Hochspringen gegen die scharfen Katzenkrallen. Und in dem Moment fiel uns ein: Wir wollten keine Lederstühle. Am nächsten Tag fuhren wir erneut in das Möbelhaus und kauften Hussen. So hatten wir wunderschöne neue Stühle, die kein Mensch sehen konnte. Aber immerhin taten die Hussen der Bequemlichkeit keinen Abbruch. Mittlerweile haben wir umgestellt: Statt teurer Stühle haben wir das Modell Agen eines bekannten schwedischen Möbelhauses. Ein Rattan-Korbstuhl für 19,99 €. Selbst wenn mal eine Katze daran kratzt, sieht man das nicht so schnell. Und wenn es doch zu arg wird, tauschen wir die Stühle einfach aus. So sind alle zufrieden. Fast zumindest.

Denn für die besagten Korbsessel haben wir cremefarbene Sitzkissen erworben. Keine gute Idee, wenn man schwarzen Katzen hat. Denn natürlich wollen unsere Katzen bevorzugt da liegen, wo wir sitzen. Das Problem: Katzen verlieren Fell. Immer. Die Folge: Die hellen Kissen haben eigentlich immer einen dunklen Schimmer. Während man anfangs noch fünf Mal täglich zu Staubsauger, Bürste oder ähnlichem greift, gibt man es irgendwann auf. Oder man dreht die Kissen um.

Blöd ist, dass man nicht mal die Vorhänge schließen kann, um die haarigen Kissen nicht mehr sehen zu müssen. Als Katzenbesitzer hat man im Normalfall keine Vorhänge oder Gardinen. Vielleicht hatte man mal welche, aber irgendwann lässt man es bleiben. Denn Vorhänge sind für Katzen super geeignet, um sich unter Einsatz der Krallen, daran hoch zu hangeln. Nicht nur ärgerlich, weil der Vorhang danach voller Löcher ist. Es besteht auch die Gefahr, dass die Vorhangstange nachgibt.

Was man als Katzenbesitzer auch häufig nicht mehr hat, sind Deko-Artikel. Denn jegliche Form von Nippes zieht das Interesse der Katzen magisch auf sich. Nicht selten geht dann etwas zu Bruch. Ärgerlich für den Katzenhalter, gefährlich für die Katzen. Ich empfehle Katzenfernhaltespray: Nippes besprühen und die Katzen lächelnd beobachten.

Vorsicht gilt bekanntlich auch bei Grünpflanzen. Bei uns sind Zimmerpflanzen kein Problem, so lange die Blätter rund sind. Alles was spitz ist, wird gnadenlos abgefressen. Hierbei ist das klägliche Aussehen der abgekauten Pflanzen allerdings das kleinere Problem. Viele Zimmerpflanzen sind für Katzen giftig. Und bei allem Ärger lieben wir die kleinen Zerstörer eben doch und wollen, dass Sie gesund bleiben.

Erinnern Sie sich an unsere Lederstühle? Als wir ein neues Sofa kauften, hatten wir gelernt. Wir entschieden uns für eine riesengroße Couch aus Webstoff. Wir hielten das für eine gute Idee. Wir kratzten im Möbelhaus am Stoff. Zufrieden entschieden wir uns, sicher, dass die Stoffstruktur schön fest ist und den Katzenkrallen Widerstand liefert. Was wir nicht bedacht haben: Der Webstoff zieht leicht Fäden. So dauerte es etwa eine Woche und wir saßen auf unserem tollen neuen Sofa und begutachteten die ersten gezogenen Fäden. Und als ob unsere Katzen wüssten, dass das Sofa eh schon in Katzenpfote war, begannen sie dann noch, an der rechten Seite zu kratzen.

Worauf man als Katzenhalter beim Sofa-Kauf auch achten sollte, ist, dass zwischen Boden und Sofa möglichst wenig Platz ist. Unser Kater Mogli hatte früher die Vorliebe, sich unter dem Möbelstück entlang zu hangeln. Die Folge: Irgendwann hängt das Sofa durch.

Eine weitere potentielle Problemstelle sind tapezierte Wände. Tapete lässt sich wundervoll von der Wand kratzen. Und zerfetzte Tapetenreste, die von den Wänden hängen, lassen sich nur sehr schlecht als Kunst verkaufen. Leider sind die abgekratzten Stellen auch zu tief an den Wänden. So kann man den Makel nicht mal mit Bildern verhängen.
Trotz allem Ärger, den man in der einen oder anderen Situation verspürt, würden wir nie tauschen. Wer braucht eine perfekte Wohnung, der die Seele fehlt? Das Bild einer eingerollten Katze auf dem zerkratzten Sofa und das Geräusch eines zufriedenen Schnurrens machen alles wieder gut.

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